Integrative Traumatherapie
Lebenseinschnitte
Wir Menschen haben im Verlauf der Evolution in beeindruckender Weise gelernt, mit negativen Stress-Situationen, Bedrohungen, Gewalt und Verletzungen umzugehen: bedingt durch unsere Hirnphysiologie reagieren wir im ersten Moment mit den Optionen Flucht, Kampf oder Erstarrung (Flight-Fight-Freeze), was sich in der Folge wiederum auf unsere psychischen Strategien zu deren dauerhaften Bewältigung auswirkt. Unsere Neurophysiologie und psychischen Verarbeitungsmöglichkeiten haben sich zwar beständig weiterentwickelt und tragen zu Resilienz und Schutz vor erneuten Gefahren bei. Auch bilden die Erkenntnisse der Psychotraumatologie eine tragfähige Basis, um die psychischen, mentalen und körperlichen Folgen von Traumata verstehen zu können.
Soweit aber unser sozio-psychologischer, kultureller, ethischer und technischer Fortschritt gediehen sein mag: Menschen werden noch immer Opfer von Unfällen, von sexualisierter Gewalt, von Natur- und technischen Katastrophen, verlieren geliebte Menschen, erleben schockierende Diagnosen und Verluste körperlicher Unversehrtheit oder sind Betroffene oder Zeugen von Überfällen, Amokläufen und terroristischen Anschlägen. Selbst das Erleben von Krieg und Flucht sind als individuelle und kollektive Traumata bittere Realität.

Wenn einschneidende Ereignisse aus der geschilderten Spannbreite potentiell traumatischer Ereignisse das Leben derartig verändern, dass das Bedrohungsausmaß die bisherige Erfahrungswelt und die individuellen psychischen Bewältigungsmöglichkeiten weit übersteigen, kann es zu traumatischem Erleben mit hochgradig belastenden und lebenseinschränkenden Symptomen kommen und bei besonders schweren Verlusten zu einer komplizierten oder traumatischen Trauer.
Heftige emotionale und körperliche Reaktionen, Ohnmacht und hilfloses Entsetzen, Angst, Albträume und intrusive Gedanken und überwältigende Erinnerungsreize können unmittelbar zur Akuten Belastungsreaktion (ABS) oder im weiteren Verlauf zur Posttraumatischen Belastungsreaktion (PTBS) führen.
Bei wiederholten chronischen Traumatisierungen, insbesondere ab dem frühen Kindesalter und unter dem Einfluss von extremster (bspw. sexualisierter, organisierter-ritueller, kriegerischer) Gewalt kann dies zu Komplextraumata und Dissoziativen Identitätsstörungen (K-PTBS und DIS) führen.

Das Leben Betroffener ist seit dem traumatisierenden Ereignis massiv beeinträchtigt, was nicht alleine das individuelle Leben meint, sondern sich krisenhaft in sämtliche familiären, sozialen oder beruflichen Kontexte zieht. Auf die Dauer gesehen, beeinträchtigen nicht verarbeitete traumatische Erfahrungen das Bild des eigenen Selbst, das Vertrauen und die Verlässlichkeit in andere Menschen oder gar die Sicherheitsgefühl in das Leben, die Zukunft und die Welt. Es ist, also ob die erlebende Person in einer Trauma-wiedererlebenden Schleife festhängen würde und das Hier und Jetzt des Lebens zuungunsten des Dort und Damals der traumatischen Situation nicht möglich wäre. Auf der anderen Seite bringt die menschliche Natur zur Verarbeitung von existentiellen Krisen und Traumata aber auch die individuelle Fähigkeit zu Resilienz und Erholung und in manchen Fällen sogar das besondere Geschenk des posttraumatischen Wachstums hervor - einer persönlichen Reifung nach einem Trauma.

Integrative Traumatherapie hat das Ziel, betroffene Personen in der Bandbreite des oben geschilderten Erlebens zu unterstützen und baut insbesondere auf bereits vorhandenen Ressourcen und hilfreichen Verarbeitungsstrategien auf. Betroffene sollen gezielt darin unterstützt werden, einen Weg zur emotionalen Stabilisierung zu finden und traumareaktive Symptome unter Kontrolle zu bringen. Verstehen zu lernen, wie Psyche, Geist und Körper unter traumatischen Bedingungen reagieren (sog. Psychoedukation), löst oftmals Erleichterung von Scham-, Schuld- oder Versagensgefühlen aus. Das Hauptziel einer Aufarbeitung ist die zunehmende Integration des vormals Erlebten in die persönliche Biographie, die einen unbelasteteren Blick auf sich selbst, auf Andere und das Leben im Hier und Jetzt ermöglicht. Erst durch die Schritte emotionaler Stabilisierung und Kontrollfähigkeit, der Konfrontation mit dem Erlebten, dem Betrauern von Verlorenem und Integrieren von Geschehenem wird der Weg frei für eine Neuorientierung hin zu einer symptomfreieren, achtsamen Zukunft mit neuen Lebensperspektiven.
Integrative Traumatherapie sowie traumatherapeutische Krisenintervention mit spezifischen Methoden (wie Enaktiver Traumatherapie, Ego-State-Therapy, Psychodynamisch imaginativer Therapie, BASK-Modell sowie psychoonkologischen und trauerverarbeitenden Methoden), ausgehend von einer transaktionsanalytischen Grundhaltung und einem humanistischen Menschenbild, wird in dieser Praxis (mit Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz) angeboten bei:
Akuten Belastungsreaktionen (ABR) bspw. nach überwältigenden Ereignissen wie traumatisch wirkenden Diagnosen (zu Psychoonkologie siehe auch unter: Psychotherapie), Unfall, Tod oder Suizid einer nahestehenden Person, deren Zeugenschaft oder als Helfer*in und Einsatzkraft sowie Belastungsreaktionen durch Natur- und Umweltkatastrophen. Bei Posttraumatischen Belastungssyndromen (PTBS), Posttraumatischer Verbitterung (PTED), Traumatischer / Komplizierter Trauer sowie spezielle Traumatherapie bei Komplextrauma (K-PTBS) und Dissoziativen Identitätsstörungen (DIS) (bspw. durch frühkindliche sexualisierte, organisierte/rituelle Gewalt, durch Folter und Kriegserleben).
Bei näherem Interesse für Vorträge und Seminare zu existentiellen Themen und traumatischen Krisen sowie Transaktionsanalyse siehe unter: Institut.